Der Buddhismus ist eine Philosophie, die im Westen aufgrund von "alt
eingesessenen Irrtümern" sehr viel Unverständnis
erzeugt hat. Diese Irrtümer werden leider immer noch gerne
auch von "Kennern" aufgegriffen.
Karma (Sanskrit),
Kamma (Pali) = Handlung
Das Wort
"Kamma" bedeutet "Handlung, Tat" im Sinne einer willentlich bedingten
Ausführung.
Kamma ist nicht das Ergebnis dieser
Handlung, im Gegensatz zu dieser weit verbreiteten Annahme.
Eine der häufig aufkommenden Irrtümer ist es Kamma
mit einer Form von Justiz zu vergleichen (mit einem Unterton von
Belohnung oder Bestrafung, wo es sich einfach um das Gesetz von Ursache
und Wirkung handelt.
Kamma ist ein Naturgesetz von Aktion und Reaktion. Es kann keine
Wirkung ohne Ursache geben, und wenn es Aktion gibt, gibt es
automatisch auch eine Reaktion.
Was hierbei beachtet werden muss, ist die Motivation, aus der
heraus wir eine Handlung ausführen, die diese Handlung
bedingt. Kamma ist die Summe aller willentlich bedingten
Handlungen, die wir begehen (actes neutrale, positive, negative).
Logischerweise hat also die Handlung, die wir unbewusst tun, d.h. ohne
Motivation, wie z.B. ein Insekt beim Spazierengehen zertreten
(töten) nicht dieselbe Wirkung wie wenn wir eines mit
Insektenspray töten...
Desgleichen kann also auch die Handlung eines Chirurgen, der einem
Menschen die Haut aufschneidet, nicht verglichen werden mit derselben
Tat eines Menschen, der einen anderen umbringen will.
Wiedergeburt
Eines
kann man gleich zu Beginn klarstellen: der Theravada Buddhismus
erklärt nicht dieselbe Form von Reinkarnation wie sie
üblicherweise im Westen verstanden wird.
Es gibt im Buddhismus keine Seele (Atma).
Und wenn es keine ewige Seele gibt, dann kann es auch nichts geben, das
sich von Leben zu Leben reinkarniert, denn es gibt nichts Dauerhaftes.
Dies ist einer der fundamentalsten Grundsätze des Buddhismus,
der darauf beruht, dass es im gesamten Universum nichts gibt, das ewig
währt, da alles Bedingte ständigem Wechsel und
Veränderung unterworfen ist. Nichts währt ewig.
Die Theorie der Reinkarnation derselben denkenden Einheit von einem
Körper in einen anderen, so wie sich das im Westen vorgestellt
wird, ist also laut der buddhistischen Theorie unmöglich und
kann daher nicht Bestandteil der Lehre sein.
Jedes neue Leben jedoch wird neben anderen Faktoren sehr stark vom
Kamma bestimmt, der Summe der Handlungen aus vergangenen Leben. Der
Buddhismus ist also eine Schule der Verantwortungsübernahme,
denn unsere gegenwärtigen Taten bestimmen zu einem
großen Teil die Form des nächsten Lebens.
Nihilismus oder die
Passivität des Buddhismus
Der Buddhismus wird oft
beschuldigt nihilistisch zu sein, passiv, negativ (besonders
wegen der falschen Interpretation des Wortes "Dukkha", der ersten Edlen
Wahrheit, die vom Buddha erklärt wurde).
Kamma, das Gesetz von Aktion und Reaktion, beeinflusst sehr stark die
weiteren Leben. Manche denken, dass es daher unnötig ist,
etwas zu tun, und es genügen wird, einfach vor sich hinzuleben
und abzuwarten.
Ganz im Gegenteil ist der
Buddhismus eine ausgesprochen aktive und verantwortungsbewusste
Philosophie.
Es gibt nichts von irgend jemandem zu erwarten (Gott, Buddha,
Geistern). Niemand holt Sie durch Zauberei aus einer Notsituation
heraus. Der Buddhismus ist zweifellosdie einzige Religion, die
erklärt, dass die Verbesserung unseres Lebens und letztendlich
Nirvana nur aus Bedingungen heraus entstehen kann, die wir selbst
geschaffen haben werden, indem wir unser Kamma und unser spirituelles
Leben positiv weiter entwickelt haben. Das bedeutet also etwas zu tun.
Nur eine ernsthafte Praxis und der Wille zu einem
verantwortungsbewussten und ethisch fundierten Leben (5 Sila,
grundsätzliche ethische Prinzipien) führen zu einer
Verbesserung der Lebensumstände.
Nirvana (Sanskrit),
Nibbana (Pali)
Hunderte, wenn nicht
tausende von Büchern wurden schon darüber
geschrieben, was Nibbana ist oder was es nicht ist.
Einige häufige Fehlinterpretationen:
- Ein verbreiteter Irrglaube ist die Aussage,
dass Nibbana ein Ort sei: "Er/sie sei ins Nibbana gegangen".
Nibbana ist ein nicht bedingter "Zustand", der zur Folge hat, dass
derjenige nicht mehr am Kreislauf von Tod und Wiedergeburt teilhat. Was
sich danach abspielt, kann nur Spekulation sein, und ist nur
demjenigen, der Nibbana erreicht hat, zugänglich.
- Ein weiterer Irrtum ist zu glauben, dass die liegenden Buddhastatuen
den Buddha zeigen, wie er "ins Nibbana eintritt" oder "nach Nibbana
geht". Nibbana ist kein Ort und der Tod des Buddha wird auch "Maha
Parinibbana" genannt. Der Buddha "ging" nirgends hin nach seinem Tode.
- Die Erleuchtung,
also die Tatscache, dass man nicht mehr dem Kreislauf von Tod und
Wiedergeburt unterworfen ist, passiert während des Lebens,
nicht wenn man tot ist.
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